Die Gestaltung der Wertschöpfungskette (Value Chain) ist ein essenzieller Teil der Unternehmensstrategie. Unternehmen in der Textil- und Bekleidungsindustrie müssen sich gerade vor dem Hintergrund sich ständig ändernder Marktvoraussetzungen regelmäßig, intensiv und vor allem kritisch mit der eigenen Wertschöpfungskette befassen und diese laufend optimieren.

Dieser Artikel bietet einen detaillierten Einblick in die wichtigsten Fragestellungen, die sich bei der Gestaltung und Optimierung der Wertschöpfungskette ergeben. Außerdem gibt er Auskunft darüber, wie Sie in einem Beratungsprozess der CMB – Beratung profitieren und wie wir Ihnen nachhaltig und effizient helfen, bewusste Entscheidungen hin zu einer echten „Wert – Schöpfungs – Kette“ zu treffen.

Was ist eine Wertschöpfungskette?

Die Wertschöpfungskette ist ein Begriff aus der Betriebswirtschaftslehre und beschreibt den gesamten Prozess, durch den ein Produkt oder eine Dienstleistung von der Rohstoffbeschaffung bis zur Endkundenbereitstellung geht. Dabei wird der Wert eines Produkts oder einer Dienstleistung durch verschiedene Stufen oder Stationen im Herstellungs- bzw. Dienstleistungsprozess geschaffen. Man geht davon aus, dass der Wert eines Produkts oder einer Dienstleistung durch verschiedene Stufen oder Stationen im Herstellungs- bzw. Dienstleistungsprozess geschaffen wird.

Welche Entscheidungskriterien stehen Optimierung der Wertschöpfungskette zur Verfügung?

Das unternehmerische Mindset beeinflusst die Leistungsfähigkeit, die Innovationsbereitschaft und die Flexibilität jeder Wertschöpfungskette wesentlich. Die Betrachtung des Mindsets aller beteiligten Akteure ist ein wesentlicher Schlüsselfaktor für eine erfolgreiche Gestaltung einer nachhaltig stabilen und wettbewerbsfähigen Wertschöpfungskette. Dabei gilt es sicherzustellen, dass die strategischen Ziele und die Werte des Unternehmens ausreichend verfolgt und unterstützt werden. Eine gegenüber den Verbrauchern offengelegte Wertschöpfungskette beeinflusst auch die Markenaussage wesentlich. Es ist darauf zu achten, dass die gewählte Wertschöpfungskette die Markenwerte und -ziele maximal unterstützt.

Der Preis spielt naturgemäß eine zentrale Rolle bei der Entscheidung über die Wertschöpfungskette. Hierbei wird nicht nur der Endpreis des Produkts betrachtet, sondern vor allem die Kosten entlang der gesamten Wertschöpfungskette, einschließlich Rohstoffe, Produktion und Logistik.

Die verfügbaren Produktionskapazitäten beeinflussen direkt die Skalierbarkeit der Wertschöpfungskette, dabei gilt zu prüfen, ob die vorhandenen Kapazitäten den Marktanforderungen entsprechen und ob sie flexibel genug sind, um auf zukünftige Veränderungen reagieren zu können. Neben der Kapazität ist vor allem die erzielte Produktqualität zu prüfen. Die Qualität der hergestellten Produkte hat direkte Auswirkungen auf die Markenreputation. Wesentlich für die Gestaltung der Wertschöpfungskette sind die Definition und Einhaltung hoher Standards für die Herstellungsqualität und die entsprechende systematische Prüfung.

Das technische Fachwissen in der Fertigung ist ebenso ein Schlüsselaspekt wie die Verfügbarkeit von Technologie. Die Integration und Weiterentwicklung moderner Technologien in den Produktionsprozessen können die Effizienz steigern.

Es ist unverzichtbar, auf hochqualifizierte Mitarbeiter zugreifen zu können. Von entscheidender Bedeutung ist nicht nur die Verfügbarkeit geschulter Fachkräfte, sondern auch die Qualifikation des Führungspersonals.

Die politische Stabilität in den Produktionsländern hat erhebliche Auswirkungen auf die Wertschöpfungskette. Gerade die weltpolitischen Ereignisse der letzten drei Jahre haben vielen Akteuren in unserer Branche auf schmerzlicher Weise gezeigt, wie wichtig es ist, das politische Umfeld und potenzielle Risiken zu identifizieren und entsprechende Entscheidungen zu treffen.

Darüber hinaus ist Corporate Social Responsibility (CSR) von zentraler Bedeutung. Die Berücksichtigung ethischer und nachhaltiger Prinzipien in der Wertschöpfungskette ist essenziell und ist sorgfältig zu bewerten.

Auch die Beschaffungsgeschwindigkeit, die Flexibilität und Agilität sind entscheidend, um rasch und gezielt auf Marktanforderungen reagieren zu können. Eine agile Wertschöpfungskette ist für eine nachhaltige Unternehmensentwicklung von entscheidender Bedeutung.

Besondere Herausforderungen bei der Gestaltung einer Wertschöpfungskette

Es gibt ein paar Schlüsselüberlegungen, deren Aspekte bei der Festlegung einer Wertschöpfungskette aus unserer Sicht von entscheidender Bedeutung sind. In der Praxis lässt sich immer wieder erkennen, dass gerade diesen Schlüsselüberlegungen viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Es geht um die wesentlichsten und wichtigsten Entscheidungen in diesem Kontext.

Der entscheidendste Faktor ist die Überlegung zur Fertigungstiefe innerhalb des Unternehmens. Unternehmen stehen vor der Wahl zwischen ausgelagerter Produktion und Eigenfertigung sowie der Möglichkeit, eigene Produktionsstätten über mehrere Beschaffungsstufen hinweg aufzubauen. In der gegenwärtigen Lage der globalen Textil- und Bekleidungsindustrie ist es üblich, die Produktion zu externen Partnern zu verlagern. Damit wird Verantwortung in hohem Maße ausgelagert und abgegeben. Viele erfolgreiche Unternehmen entscheiden sich hingegen für den Aufbau einer Eigenfertigung, wodurch sie die volle Verantwortung für den gesamten Produktionsprozess übernehmen.

Die Entscheidung über die Materialverwendung ist ebenfalls von zentraler Bedeutung und umfasst die Auswahl zwischen Kunstfasern, Naturfasern und der Integration von Rezyklaten. Hier gilt es, eine klare Abgrenzung zu Rezyklaten aus Plastikflaschen zu vollziehen und Rezyklate ausschließlich im vollständigen textilen Kreislauf einzusetzen. Zusätzlich steht die Recyclingfähigkeit der eingesetzten Materialien im Fokus, um einen nachhaltigen Produktlebenszyklus zu gewährleisten. Die Nachweiserbringung bezüglich der Herkunft und ökologischen Verträglichkeit der Materialien spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Zum Thema Materialeinsatz verweisen wir auf weitere hier veröffentlichte Artikel, die sich mit der Thematik befassen und vertiefende Einblicke in die Diskussion um die Auswahl und Bedeutung von Materialien in der Bekleidungsindustrie liefern. Neben "Naturfaser, Kunstfaser oder Hybride? In welchem Material liegt die Zukunft einer nachhaltigen Bekleidungsbranche?" geht es vor allem im Artikel „Warum wir innovative Materialien für die Bekleidung benötigen“ um dringend erforderliche zukünftige Materialentwicklungen.

Die bewusste Anwendung von Chemikalien und Farbstoffen in der Textil- und Bekleidungsindustrie ist ein zunehmend bedeutender Bereich, dessen umfassendes Verständnis aktuell in den wenigsten Fertigungsbetrieben vorhanden ist. Jedoch wird die Kenntnis über diesen Themenbereich in Zukunft von essenzieller Bedeutung sein. Die Auswahl und Anwendung von Chemikalien sowie die Verwendung von Farbstoffen haben nicht nur direkte Auswirkungen auf die Produktqualität, sondern auch auf ökologische und gesundheitliche Aspekte entlang der gesamten Lieferkette. Daher ist es unabdingbar, dass Fertigungsbetriebe ein tiefgehendes Bewusstsein für die potenziellen Auswirkungen ihrer chemischen Prozesse entwickeln, um umweltfreundliche, nachhaltige Praktiken zu fördern und den steigenden Anforderungen an umweltverträgliche Produktion gerecht zu werden.

Ein bewusster Einsatz von Energie ist heutzutage wesentlich in der Fertigungsindustrie. Dies umfasst nicht nur die gezielte Optimierung des Energieverbrauchs, sondern auch ein tiefgehendes Wissen über die zugrunde liegenden Energiequellen hinter dem Fertigungsprozess. Die Auswahl und Herkunft der eingesetzten Energie beeinflussen nicht nur die ökonomische Effizienz, sondern auch die ökologische Nachhaltigkeit der gesamten Produktion. Ein fundiertes Verständnis darüber, von welchen Quellen die benötigte Energie stammt, ermöglicht es Fertigungsbetrieben, gezielt auf erneuerbare Energien umzusteigen und somit ihre ökologischen Fußabdrücke zu minimieren.

Die effektive Handhabung von Abfällen im Fertigungsprozess, besonders im Bereich der Konfektion, ist ebenfalls entscheidend. Abhängig von der spezifischen Art des herzustellenden Bekleidungsstücks fallen hierbei in der Regel Zuschnitts-Abfälle in einem Bereich von 15 % bis 25 % an. Die Frage, wie diese Ressource behandelt wird, ist von großer Relevanz für ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit.
Ein nachhaltiger Umgang mit Zuschnitts-Abfällen beinhaltet vor allem das Recycling. Die Entwicklungen von Technologien zur Verwendung dieses „pre consumer waste“ tragen dazu bei, den ökologischen Fußabdruck zu minimieren und den Kreislauf geschlossener zu gestalten. Die fortschreitende Digitalisierung und der Einsatz von fortschrittlichen Produktionsmethoden ermöglichen es zudem, den Materialverbrauch und damit verbundene Abfälle weiter zu reduzieren. Ein ganzheitlicher Ansatz zur Ressourcenoptimierung im Fertigungsprozess trägt nicht nur zur Umweltschonung bei, sondern kann auch kosteneffizientere Produktionsprozesse ermöglichen.

Eine besondere Bedeutung bei der Beurteilung der Wertschöpfungskette kommt dem Vertrieb zu.  Einer der Hauptgründe dafür ist die Tatsache, dass Bekleidung in der Regel in allen Größen und angebotenen Varianten prompt verfügbar sein soll. Die dafür erforderliche Lagerhaltung führt zu enormen Kosten, vor allem deshalb, weil viele Produkte nicht verkauft und daher buchhalterisch abgeschrieben werden müssen. Die meisten etablierten Möglichkeiten zur Wiederverwendung oder Nachnutzung haben heute noch erhebliche Abwertungen der Produkte zur Folge. Die Herausforderungen der Kreislaufwirtschaft verstärken die Bedeutung des Vertriebsbereichs in der Beurteilung der Wertschöpfungskette wesentlich.

Claus Bretschneider