In den letzten beiden Wochen habe ich unterschiedliche Fertigungsbetriebe in Österreich und Deutschland in der Textil- und Bekleidungsindustrie und in der Automobilindustrie besucht.
Die Betriebe haben eines gemeinsam, sie können Ihre Produktionsstandorte durch Technologieeinsatz in der Nähe Ihrer Headquarters halten und ausbauen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Eine höhere Flexibilität in der Fertigung, bessere Qualität, kürzere Leadtimes, höheres Knowhow nicht nur über die eigenen Prozesse, sondern über das gesamte Produkt. Unternehmungen, die Ihre Fertigung in abgesetzten Herstellungsbetrieben organisiert haben, sind diesbezüglich deutlich im Nachteil.
Erfolg durch Eigenfertigung in der Nähe der Verbrauchermärkte
Schon länger beobachte ich, Unternehmungen, die in der Bekleidungsindustrie eine hohe Eigenfertigungskomponente haben, also Werke vor Ort, oder zumindest in Europa betreiben, erzielen höhere Preise und haben die größere Chance Qualitäts- und Preisführerschaft zu erlangen. Wenn Sie darüber hinaus auch noch in der Lage sind, mehrere Fertigungsstufen abzudecken, verbessert sich diese Position noch deutlich.
Die Herausforderung liegt jedoch in der Verfügbarkeit von Technologie: In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, ob die Bekleidungsindustrie für einen Produktionsstandort Europa wichtig genug ist, oder gibt man sich zwischenzeitlich damit ab, dass die Industrie ohnehin schon zum größten Teil abgewandert ist. Dazu kommt noch die derzeit vorherrschende Stimmungslage in den hochentwickelten Ländern Europas, dass es ohnehin an allen Ecken und Enden an Fachkräften mangelt. Eine längst ins Ausland abgewanderte Industrie zurückzuholen scheint kein sinnvoller Plan zu sein.
Arbeitsplätze müssen attraktiv sein
Genau In der Gestaltung der zukünftigen Arbeitsplätze liegt die größte Chance für unsere Branche. Das Zusammenspiel zwischen Mensch und Technologie muss dazu führen, dass junge Menschen Interesse an dieser Arbeit entwickeln. Arbeit in der Textil- und Bekleidungsindustrie ist bis heute nicht attraktiv, weil sie klassischer Fließbandarbeit ähnelt und oft monoton ist.
Spezialmaschinen, die einzelne Fertigungsschritte mit einem hohen Automatisierungsgrad abwickeln gibt es schon.
Weiterentwicklung in drei Bereichen
Was in der der Bekleidungskonfektion aus meiner Sicht fehlt, und wo Technologieentwicklung am wichtigsten ist, sind Optimierungen beim Thema Materialfluss und Maschinenzufuhr und Kleinserienfähigkeit (Größen- und Farbanpassungen)
Die meisten Automaten müssen heute noch manuell angesteuert werden. Textile Einzelteile werden von MitarbeiterInnen mit großen manuellen Fertigkeiten vorbereitet und dem Automaten zugeführt. Gegen den Einsatz von Robotern in diesem Bereich spricht wenig, allerdings besteht nach wie vor ein Mindset, das den Umgang mit textilen Stoffen als „für Roboter“ schwierig definiert.
Die zweite Entwicklungsrichtung muss die Reduktion von Umrüstzeiten für Größen- oder Farbveränderungen sein, die heute noch dazu führen, dass die meisten Automaten zwar in der Lage sind, Aufträge mit großen Serienstückzahlen noch schneller abzuwickeln, aber bei der Herausforderung kleiner werdender Fertigungsstückzahlen nicht mehr effizient genug sind. Dafür sind die Umrüstzeiten zu hoch.
Auch der Einsatz von KI in der Ansteuerung der unterschiedlichen Automaten und somit einer Optimierung der Ablaufplanung muss entwickelt werden.
Fehlender Druck der Industrie
Das Festhalten an mittlerweile tradierten Vorgehensweisen, demnach Bekleidungsfertigung vor allem in Ländern mit billigem Lohnniveau stattfindet, wirkt sich auf zukünftige Technologieentwicklungen negativ aus. Es sind zu wenige Marktteilnehmer, die ein echtes Interesse daran haben, die Fertigungen wirklich wieder in die Nähe Ihrer Firmenstandorte, also auch in die Nähe der Verbrauchermärkte zu bringen. Solange der Druck der Industrie aber nicht stärker wird, werden auch wenige Automatisierungsschritte umsetzbar sein.
Handlungsfelder für kleine Unternehmen
Alle Faktoren, die in der Entwicklung und Technologisierung der Branche mitspielen wirken zu groß, als dass man als kleines Unternehmen einen Unterschied bewirken könne. Und natürlich - alle müssen sich weiterentwickeln, ihre Verantwortung erkennen und übernehmen, damit eine ganzheitliche Änderun zum besseren erfolgt. Trotzdem gibt es Entscheidungen, die man auch als kleines Unternehmen treffen kann, um bewusst in die richtige Richtung zu zeigen. Wir bei BREDDY'S produzieren aus Überzeugung in Europa in Zusammenarbeit mit kleinen Familienunternehmen. Bis 2030 wollen wir außerdem einige Arbeitsschritte automatisieren, um Kleinserienfertigung und spezifischere Kundenwünsche realisieren zu können. Wozu das gut ist? Wenn nur produziert wird, was wirklich gebraucht wird, dann bleibt am Ende nicht nur weniger Abfall übrig, was den Planeten entlastet, sondern das Objekt, in unserem Fall die BREDDY'S Hosen, passen unseren Kund*Innen noch besser und begleiten sie dadurch noch länger.
Mit unsere geplanten Automatisierung streben wir also eine Win-Win Situation für Planeten und Menschen an!
Wie machen wir das?
Damit unsere großen Ziele tatsächlich wahr werden, legen wir viel Wert auf engen Austausch mit unseren Produktionspartnern und Händlern, darüber hinaus beteiligen wir uns an Forschungskooperationen in den Bereichen Textilproduktion und Prozessoptimierung.
Und nicht zu letzt machen wir natürlich auch das, was wir immer machen: Tüfteln und Denken, wie man sich ständig Verbessern kann, als Unternehmen, Dienstleister und Produzent.