Wie steht es um die Kreislaufwirtschaft in der Bekleidungsindustrie? 

Die Zukunft einer nachhaltigen Industrie liegt in der Kreislaufwirtschaft. Das trifft auch für die Textil- und Bekleidungsindustrie zu. Man versteht darunter die Wiederverwendung von bereits eingesetzten Ressourcen. 

Und so sollte das funktionieren: Ein Bekleidungsstück wird am Ende seines Produktlebens nicht weggeworfen, sondern in ein neues, eben recyceltes Produkt verwandelt. Der Vorteil liegt darin, dass die eingesetzten Materialien wiederverwendet werden und nicht neu hergestellt werden müssen. Dadurch wollen wir Energie sparen, Ressourcen sparen und somit den negativen Einfluss der Industrie auf unsere Umwelt reduzieren. 

Und doch stehen wir erst am Anfang einer noch lange nicht abgeschlossenen Entwicklungsreise, bis dieses Konzept tatsächlich umgesetzt werden kann.  

Der nachfolgende Artikel soll helfen, das Konzept und die damit verbundenen Herausforderungen besser zu verstehen. Auch der aktuelle Stand der Entwicklungen in unserer Branche soll im Ansatz dargestellt werden.  

Die Kreisläufe zur Erhaltung von Rohstoffen.

Was definieren wir alles als Kreislauf 

Zentraler Punkt ist die Ressourcenschonung. Der erste Schritt zum Kreislauf ist die simple Wiederverwendung. Nehmen wir als Beispiel Kinderbekleidung. Wenn getragene Kinderbekleidung, sobald sie zu klein geworden ist, weitergegeben wird. Dann ist das bereits Kreislaufwirtschaft. Weil dieser Prozess fast ohne Ressourceneinsatz stattfinden kann, stellt er sogar den allerwichtigsten Teil der Kreislaufwirtschaft dar. Je länger ein Bekleidungsprodukt in Verwendung ist, und nötigenfalls repariert wird, aber eben nicht weggeworfen wird, ist das der erste und allerwichtigste Schritt der Kreislaufwirtschaft. Kann das Bekleidungsteil einmal nicht mehr wiederverwendet oder repariert werden, dann sollte es im Sinne der Kreislaufwirtschaft wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt werden können.  

Biologischer und technischer Kreislauf 

Im biologischen Kreislauf sollte das Bekleidungsteil wieder der Natur zurückgeführt werden können. Das sollte durch Verrottung stattfinden. Für den biologischen Kreislauf kommen somit vor allem Naturfasern in Frage. Hier ist auf die Verwendung von Farbstoffen und sonstigen oft chemischen Zusatzstoffen, die etwa für die Ausrüstung der Textilien eingesetzt werden, besonders zu achten. Vermutlich sind es den Farbstoffen und Ausrüstungschemikalien geschuldet, dass es nur sehr wenige bestehenden Kreislaufkonzepte gibt, die einen funktionierenden biologischen Kreislauf versprechen. 

Im technischen Kreislauf wird das Bekleidungsstück in eine Vorstufe der Textil- und Bekleidungsfertigung zurückgeführt. Hier ist zwischen dem mechanischen Recycling und dem chemischen Recycling zu unterscheiden. Im mechanischen Recycling wird das Produkt zerkleinert und wieder zu einer Faser verarbeitet. Im chemischen Recycling kann das Endprodukt des Prozesses, das sogenannte Rezyklat entweder eine Faser oder auch die Vorstufe zur Faser, etwa ein Kunststoffchip oder Zellulose sein. In beiden Systemen ist es nach Stand der Technik allerdings heute noch nicht möglich, neue Produkte aus 100% Rezyklat herzustellen. Die Hersteller legen den genauen Anteil an Rezyklat gegenüber „virgin“ Qualität, also im herkömmlichen, linearen Herstellungsprozess gewonnene Rohstoffe nicht bekannt. Bei aktuell bestehenden Prozessen dürfte der Anteil von Rezyklat jedoch deutlich unter 30% liegen. 

Wen betrifft der Kreislauf  

Jedes Glied in der Produktionskette ist verantwortlich für den Erfolg von Kreislaufwirtschaft.

Kreislaufwirtschaft ist ein Konzept, dass alle beteiligten Personen und Organisationen betrifft, die in den Herstellungsprozessen, im Gebrauch des Produktes und in die Verwertungsprozesse involviert sind. Im Fall der Textil- und Bekleidungsbranche zieht sich diese Kette von den Herstellern textiler Fasern inklusive deren Vorstufe, über die Garnhersteller, die Weber oder Stricker zu den Konfektionsbetrieben, dem Handel, dem Verbraucher, dem Sammelsystem für Abfälle über die Sortierer bis zu den Rohstoffhändlern.  

Eine zentrale Rolle spielt der Hersteller des Bekleidungsstücks. Mit der Produktentwicklung und den dahinterliegenden „Design Guidelines“ stellt der Hersteller die Weichen für einen erfolgreichen Kreislauf. Das Bekleidungsstück sollte demnach nicht nur für einen langen Produktlebenszyklus entwickelt sein, sondern auch auf die technologischen Möglichkeiten der Weiterverarbeitung Rücksicht nehmen. Bekleidungsstücke sollte demnach aus nur einem Grundmaterial hergestellt werden. Allein diese Anforderung stellt die Industrie vor große Herausforderungen. 

Der Hersteller sollte zudem Konzepte entwickeln, wie die in der Herstellung anfallenden Abfälle, der „pre consumer waste“, als Rohstoff wiederverwendet werden kann.  

Optimalerweise entwickelt der Bekleidungshersteller auch Systeme, die dem Konsumenten den Anreiz bieten, das Bekleidungsstück am Ende seines Produktlebens wieder an den Hersteller zu retournieren.  

Der Konsument selbst trägt durch sein Verhalten ganz besonders am Erfolg eines Kreislaufsystems bei. Der verantwortungsbewusste Konsument wird das Bekleidungsstück gut pflegen und lange in Gebrauch behalten, gegebenenfalls auch regelmäßig reparieren. Nach Gebrauch, oder wenn es zum Beispiel nicht mehr passt, also zu groß oder zu klein geworden ist, wird der verantwortungsbewusste Konsument das Produkt entweder weitergeben oder einem Sammelsystem übergeben. In manchen Fällen wird auch der Hersteller die Bekleidung zurücknehmen.  

Ein erfolgreicher Kreislauf bedingt auch das Vorhandensein funktionierender Sammelsysteme. Es ist davon auszugehen, dass ein wesentlicher Teil an Bekleidung heute immer noch im Restmüll landet und somit nicht in die zwischenzeitlich in vielen Ländern existierenden textilen Sammelsysteme kommt. Auffallend ist auch, dass Bekleidungssammelsysteme meistens privat organisiert sind, während andere Altstoffsammlungen von öffentlichen Stellen abgewickelt werden. 

Eine sehr wichtige Rolle kommt dem Recyclern zu, also den Unternehmungen, die sich eben darauf spezialisiert haben, aus verwendeten Rohstoffen wieder neue Rohstoffe zu erzeugen. Das können im Optimalfall die gleichen Unternehmungen sein, die den vergleichbaren Rohstoff auch in einem linear organisierten Herstellungsprozess anfertigen, Faserhersteller oder Hersteller von Kunststoffchips.

Ein sinnvoller Zwischenschritt in der Entwicklung 

Es gibt vor allem in der Outdoorbekleidung zwischenzeitlich viele innovative Produkte, die zwar noch nicht durchgehend im Kreislauf produziert sind, aber deren Rohmaterial bereits ein recyceltes Produkt ist. Die Herstellung von Fasern aus Meeresmüll, Fischernetzen oder Autoreifen ist zwar kein Kreislauf im eigentlichen Sinn, diese Initiativen und Technologien helfen aber dennoch massiv, den Ressourceneinsatz für die Herstellung neuer Produkte sinnvoll zu gestalten.  

Wenig innovativ ist hier Verwendung von recycelten Plastikflaschen vor allem deswegen, weil die Getränkeindustrie selbst einen 100%igen Kreislauf der Flaschen anstrebt und in vielen Ländern wohl auch bald umsetzen wird. Fasern aus recycelten Plastikflaschen sind zudem auch in Verruf geraten, nachdem bekannt wurde, dass Hersteller anstelle von „post consumer waste“ Plastikflaschen geschreddert haben, die noch nie im Umlauf waren. 

 Herausforderungen 

An allererster Stelle muss hier der aktuelle Stand der Technologieentwicklung genannt werden. Wir sind heute eben technisch noch sehr weit weg, Kreislaufwirtschaft perfekt zu gestalten, also den Kreislauf zu 100% zu schließen.  

Die Schaffung einer durchgehenden Kreislaufwirtschaft in der Textil- und Bekleidungsbranche bedarf aber vor allem der intensiven Zusammenarbeit verschiedener Stufen in der Lieferkette. Genau da sehe ich aktuell großen Handlungsbedarf, weil diesbezüglich der Dialog nicht intensiv genug ist. Vermutlich sind auch die Interessenslagen stark unterschiedlich. Offen ist in vielen Unternehmungen auch die Frage, wer für die Weiterentwicklung der Kreislaufstrategie die Verantwortung trägt. Es sollte eine zentrale Aufgabe des Managements sein, viel zu oft finden sich diese Themen aber eher in Marketingabteilungen, oder - was schon deutlich besser ist - in der Produktentwicklung.  

Eine große Herausforderung ist auch die Frage nach dem Standort des Recyclingsystems. Sinnvoll wäre ein Standort in der Nähe der Verbrauchermärkte, weil dort fallen die Altbekleidungsteile als Rohstoff des Kreislaufes an. Leider sind aber eben in diesen Wirtschaftsräumen nur mehr sehr vereinzelt Herstellungsbetriebe in der textilen Kette zu finden, was bedeutet, dass die recycelten Rohstoffe wieder große Transportwege absolvieren müssen, um in den aktuellen Herstellungsländern wieder dem Kreislauf zugeführt werden zu können. 

Nicht zuletzt muss auch erwähnt werden, dass derzeit kaum Informationen über den Energieverbrauch und den Anfall von Emissionen der Recyclingsysteme im Vergleich zu den linearen Herstellungsprozessen verfügbar sind. 

Was können Hersteller schon heute tun  

Wichtig ist es, schon jetzt die Schritte zu setzen, die technisch bereits machbar sind und alle weiteren Schritte bestmöglich vorzubereiten. Die Entwicklung von Bekleidungsprodukten für einen langjährigen Gebrauch ist der erste und wichtigste Schritt. Das Anbieten von Reparatur- und Rücknahmesystemen ist ein weiterer. Wenn dann alle Produktinnovationen auf nachhaltigen Ressourcen basieren, die ein zukünftiges Recyclen zulassen, kann dem Schließen des Kreislaufs in naher Zukunft nichts mehr im Wege stehen. 

Closing the loop 

„Closing the loop“ sollte demnach nichtmehr lange ein Schlagwort bleiben, sondern möglichst bald in vielen unterschiedlichen Projekten zur Realität werden. Es bedarf eines gemeinsamen Willens und der aktiven Zusammenarbeit einer Vielzahl von interessierten Menschen in unterschiedlichsten Stufen der textilen Lieferkette, um aus ebendieser Kette möglichst bald einen Lieferkreislauf zu machen 

PRELOVED bei BREDDY’S 

Mit unserem Preloved Programm gehen wir einen wichtigen Schritt in die Richtung Kreislaufwirtschaft. Indem wir first life und second life Hosen zurückholen und (wieder-)anbieten, schließen wir den Kreislauf unserer Produkte führen ihn weiter. Sie dir jetzt unsere Produkte im Preloved Shop an – und gibt einer Hose ein weiteres Leben!  

Claus Bretschneider