Nachhaltige Mode klingt gut, aber im Alltag wird es schnell unübersichtlich. Auf Etiketten steht heute alles von „eco“, „green“, „responsible“ bis „sustainable“. Viele dieser Begriffe sind nicht geschützt, was es Kundinnen und Kunden schwer macht, echte Nachhaltigkeit von Marketingversprechen zu unterscheiden. Wer bewusster kaufen möchte, braucht Orientierung. Und die beginnt bei ein paar einfachen Prinzipien, die man sofort anwenden kann.

Das Wichtigste ist der Blick auf das Material. Wirklich nachhaltige Kleidung basiert auf Fasern, die ressourcenschonend hergestellt werden und lange halten. Naturfasern wie Leinen oder Hanf sind hier klassisch, aber moderne Zellulosefasern wie TENCEL setzen neue Standards. Sie werden in geschlossenen Kreisläufen produziert, benötigen deutlich weniger Wasser und kommen ganz ohne die intensive Chemie aus, die man aus der Baumwollproduktion kennt. Je transparenter ein Hersteller seine Materialwahl erklärt, desto wahrscheinlicher ist es, dass dahinter echte Verantwortung steckt.

Doch Material allein reicht nicht. Mindestens genauso wichtig ist, wo und wie produziert wird. Viele Marken geben Produktionsländer an, sagen aber wenig darüber aus, wie die Arbeitsbedingungen dort tatsächlich aussehen. Wer es ernst meint, kommuniziert offen über seine Partner, nennt Standorte, erklärt Arbeitsprozesse und zeigt, wie die Lieferkette aufgebaut ist. Zertifikate können eine Orientierung bieten, aber sie ersetzen keine klare Kommunikation. Ein kurzer, glaubwürdiger Einblick in die Produktion sagt oft mehr aus als ein Label auf dem Hangtag.

Ein weiterer Hinweis auf echte Nachhaltigkeit ist die Langlebigkeit eines Kleidungsstücks. Qualität wirkt auf den ersten Blick weniger „grün“ als Material oder Zertifikat, aber sie ist einer der wichtigsten Faktoren für Nachhaltigkeit. Je länger ein Teil hält, desto seltener muss es ersetzt werden. Beim Anprobieren lohnt es sich, Nähte, Kanten und Stoffgefühl aufmerksam wahrzunehmen. Gute Verarbeitung erkennt man daran, dass sich nichts verzieht, der Stoff stabil bleibt und das Kleidungsstück seine Form behält. Marken, die auf hochwertige Materialien und präzise Schnitte setzen, erzeugen automatisch weniger Müll.

Nachhaltigkeit zeigt sich auch im Umgang mit Ressourcen nach der Produktion. Anbieter, die Reparaturen ermöglichen, Preloved-Angebote führen oder Rücknahmesysteme etablieren, denken Mode über den ersten Kauf hinaus. Sie verlängern Lebenszyklen, reduzieren Abfall und verantworten ihre eigenen Produkte – ein starkes Zeichen für echtes Engagement.

Am Ende geht es bei nachhaltiger Kleidung nicht darum, perfekt zu konsumieren, sondern informierte Entscheidungen zu treffen. Wer beim Material genauer hinsieht, transparente Herstellungsbedingungen einfordert und auf Qualität achtet, bewegt sich automatisch in die richtige Richtung. Nachhaltige Mode ist kein Rätsel, sondern eine Frage von Klarheit und Haltung. Wer sich davon leiten lässt, findet Kleidung, die nicht nur gut aussieht, sondern auch gut wirkt – auf die Umwelt, auf Menschen und auf die eigene Garderobe.

Manuela Bretschneider 

Claus Bretschneider